Hallo Patrick und Dominik, wie geht es Euch? Kommenden Dienstag (04.04.2006) werden die Hörer der Sendung TRANCEPARENCY auf globalbeats.fm von Euch einen einstündigen Gastmix hören. Was erwartet die Leute? Patrick: Patrick: Hey Hey, uns geht’s bestens, Danke. Den Mix würde ich insgesamt als Techtrance bezeichnen. Der Sound heute ist etwas ruhiger als das was wir sonst bei Gigs spielen.
Beschreibt mal den Hörern euren Sound, den Ihr beide produziert. Unterscheidet er sich stark von dem was ihr auflegt? Dominik: Es ist immer schwierig etwas genau in eine Schublade zu stecken, aber im Grunde genommen produzieren wir momentan Techtrance. Mal etwas mehr Hardtrance orientiert, mal eher Holland-Trance. Wir haben aber auch kein Problem die ein oder andere softere Trancenummer zu schrauben oder meinetwegen auch einen bösen Techno Track. Patrick: So sieht’s aus. Weil Musik unser Hobby und nicht unser Beruf ist, machen mir einfach wozu wir Lust haben und was uns gefällt – das ist eben die ganze Bandbreite von 130 BPM Progressive Trance bis zu 145 BPM Hardstyle. Aber vorwiegend ist es Techtrance, das stimmt schon. Wir müssen auch zugeben, dass wir - aus heutiger Sicht - vor drei Jahren einige Verbrechen zu verbuchen haben – wir waren mit 15 und 16 einfach auf einem anderen musikalischen Stand als heute. Vor 2 Jahren war es dann Hardtrance auf Overdose Records und heute ist es wohl irgendwas zwischen Trance, Techno und Hardtrance. Hm, ist nicht so einfach zu beschreiben… Dominik: In einem Jahr wird die Sache wahrscheinlich schon wieder anders aussehen, aber wir finden es auch gut, wenn sich etwas ändert, weiterentwickelt, denn dann scheint es ja zu leben und ist nicht festgefahren… Wir lernen immer noch jeden Tag etwas Neues dazu und sind uns sicher, dass unsere guten Tracks erst noch kommen werden (grinst) Patrick: Beim Auflegen kommt es darauf an wo und vor was für Leuten man spielt. Das Set heute auf globalbeats.fm ist etwas tranceiger, aber bei Gigs im Ausland spielen wir vorwiegend den etwas härteren und schnelleren Sound.
Wann habt Ihr eure Liebe zu elektronischer Musik und vor allem zu Trance gefunden? Gab es bestimme Personen oder auch Künstler die Euch begeistert haben? Dominik: Also bei mir ging es zur Grundschulzeit los. Damals waren noch relativ viele Dance-Acts auf den großen Compilations vertreten und mir gefiel diese Art von Musik einfach besser als die ganzen Boygroups und die Kelly Family. Anfangs stand ich auf Projekte wie Scooter, La Bouche, Music Instructor und Konsorten. Über die Technoclub-Sampler wurde ich dann später auf Flutlicht aufmerksam. Deren Playlist war ihrer Zeit um einiges voraus und führte mich weg von Dance zu richtigem Trance und Hardtrance. Über die Jahre haben mich vor allem die Tracks von Scot Project, Flutlicht, Kai Tracid und Co. geprägt, was man in unseren Produktionen bestimmt hören kann. Patrick: Bei mir verlief das ganz ähnlich. Mit 8 Jahren kannte man halt nichts anderes als den Dance der auf der Bravo Hits war oder der im Radio kam. Als ich 10 Jahre alt war hat mir dann ein älterer Kumpel ein Album von Charly Lownoise & Mental Theo gezeigt, also Happy Hardcore aus Holland. Der Mix aus stupidem Geballer, Melodie und cheesy Vocals hat mir damals einfach gefallen. Heute hat man es natürlich wesentlich leichter seine Lieblingsmusik zu finden. Im Club mag ich es einfach etwas härter und energievoller und daheim geht nichts über eine gute „A State Of Trance“ Folge von Armin van Buuren, oder Markus Schulz’ Global DJ Broadcast. Großen Respekt hab ich heute vor den Produktionskünsten von Sander van Doorn, Mac Zimms, Asys und nach wie vor Scot Project.
Patrick hat mir vor kurzem Euren Betrag zum Remixwettbewerb von Sander van Doorn zu kommen lassen, welcher mir persönlich sehr gut gefallen hat. Was rechnet ihr euch für Chancen aus, denn es wir ja recht viele Beiträge geben? Dominik: Ja, ich denke auch, dass es tonnenweise Remixe geben wird, da Sander van Doorn für mich und bestimmt auch für andere momentan zu den besten Produzenten überhaupt zählt und in der nächsten Zeit seinen festen Platz unter Top DJs einnehmen wird. Da das Ausgangsmaterial eher spärlich war musste ein fast komplett neuer Track her – das wird viele gute Produzenten vom Remixen abgehalten haben, da einfach eine Art Grundidee fehlt. Auch die damalige Single war sehr monoton und schwer als Grundlage zu verwenden. Wir haben uns bei der Vorproduktion deshalb auf die Bassline des Originalstückes gestützt und wild Drumherum geklimpert, bis wir etwas Passendes gefunden hatten. (grinst) Patrick: Wir gehen davon aus, dass es zwar sehr viele Mixes geben wird, aber am Schluss etwa 5-10 potenzielle Gewinner übrig bleiben werden. Wer letztlich gewinnen wird hängt von den Vorstellungen von Spinnin’ Recordings und SvD ab.
Ich habe gesehen das Ihr in diesem Jahr schon die erste Veröffentlichung (Benjamin R - Hybrid (Kamui Mix) / Cold Passion) hattet und das auch im April eine Remix für DJ Hellraiser - Acid Noir kommen wird. Mit was können wir im Laufe des Jahres von Euch noch rechnen? Dominik: Da wir beide momentan mit der Schule und dem Studium beschäftig sind, haben wir dieses Jahr relativ wenig Zeit für Musik gehabt. Ich denke aber, dass wir dieses Jahr noch ein oder zwei Kamui Singles produzieren werden und die anderen Sideprojects etwas bedienen. Der ein oder andere Remix wird sicher auch noch kommen. Genau festlegen kann man das aber nicht, denn Kreativität kann leider nicht erzwungen werden.
Und wo wir gerade beim Thema Produzieren sind. Wie arbeitet Ihr zusammen im Studio, beschreibt mal wie das bei Euch so abläuft. Kommen die Ideen spontan oder arbeitet ihr nach einem bestimmten Muster? Patrick: Wie schon gesagt man kann Kreativität nicht erzwingen - wir produzieren, wozu und wann immer wir Lust haben. Wenn wir uns im Studio treffen und etwas komplett Neues anfangen, dann wird das meistens nichts. In der Regel steht schon bevor wir uns treffen die Grundidee, ein cooler Beat, eine Melodie oder sogar beides. (grinst) Dann geht es auch relativ schnell und wir versuchen den Track grob durchzuarrangieren - Aufbau, Break und Mainpart. Dann nehme ich den Track zu mir nach hause und erledige die Detailarbeit und die Abmische. Dominik: Wir ergänzen uns perfekt, jeder hat sein eigenes Aufgabengebiet. Während Patrick noch den „alten“ Track fertig macht, bin ich schon wieder mit der Vorarbeit zu einem neuen Track beschäftigt. Ich programmiere Sounds für die Synthesizer, die Loops und meistens auch die Melodien. So hat jeder ständig etwas zu tun, um es dann zu einem größeren Ganzen zusammenzufügen. Der Vorteil wenn man zu zweit produziert ist vor allem aber auch die gegenseitige Kontrolle. Schraubt einer den totalen Müll zusammen, dann gibt’s vom andern erstmal was auf die Nuss. (lacht)
Nutz ihr Hardware oder Software? Dominik: Wir verwenden bisher noch größtenteils Hardware, da wir der Meinung sind, dass der Klang und das Feeling teilweise noch besser sind, als die Ergebnisse, die wir mit Software erzielen würden. Vielleicht haben wir auch einfach nur soviel Geld ausgegeben, dass wir nicht vom Gegenteil überzeugt werden wollen - in den Meisten Fällen hören wir aber einen Unterschied. Patrick: Man muss aber sagen, dass es mittlerweile keine Rolle mehr spielt, ob man mit Software oder mit Hardware produziert. Die Hörer haben sich einfach an diesen typischen Sound gewöhnt, der die Musik in letzter Zeit sehr geprägt hat. Es kommt hin und wieder vor, dass man einen Track hört, bei dem man sich gewünscht hätte, dass er doch etwas „teurer“ produziert worden wäre. Am Ende ist es aber die Gesamtqualität des Tracks, die überzeugen muss. Ein 250.000€ Studio produziert alleine keine Hits. Ob ein Track funktioniert oder nicht, das hängt immer noch von den Fähigkeiten des Mannes hinter den Reglern ab. Und gerade dadurch, dass heute jeder ohne hohen Kostenaufwand amtlichen Sound produzieren kann, ist Kreativität gefragter den ja. Nur durch gute Ideen kann man heute noch wirklich auffallen und was reißen.
Im Moment gibt es viele junge DJs und Produzenten die mit ihren Produktionen auf sich aufmerksam machen. Ihr zählt ja auch zu dieser „Jungen Garde“. Gebt doch denjenigen mal einen Tipp, der eurer Meinung nach hilfreich ist, die noch nicht so weit sind wie Ihr. Dominik: Wir können eigentlich nur die Tipps geben, die alle anderen Produzenten geben: Wenn man gute Lieder produziert wird man auch einen Deal bekommen – das war schon immer so und wird auch immer so sein. Leider zählen aber oft auch Beziehungen zu den „Big Names“… Wir haben beide auf Online-Plattformen angefangen und einen gewissen Weg hinter uns, was bedeutet, dass wir wissen, wie niederschlagend es sein kann, wenn man eine Absage bekommt. Motivation und Durchhaltevermögen, sowie Kontinuität und das Entwickeln eines eigenen Stils sind deshalb sehr wichtig. Was uns auch schon aufgefallen ist, ist, dass viele junge Produzenten nicht mit konstruktiver Kritik umgehen können. Patrick: Stimmt. Es kommt öfters vor, dass man seine ehrliche Meinung zu einem wirklich schlechten Track abgibt und als Dankeschön beschimpft oder hintenrum bei anderen Leuten als arrogant oder „Mr. Superstar“ bezeichnet wird. Oft fehlt den Leuten das eigene kritische Ohr. Viele finden sich schon auf Anfängerstatus so mega geil, dass sie eigentlich nichts mehr an sich ändern wollen. Wir sind der Meinung, dass ohne Selbstkritik auch der Selbstantrieb und die Motivation sich weiter zu verbessern und zu entwickeln, fehlen. Dominik: Wir hören uns trotz allem gerne jeden Track an, der uns zugeschickt wird. Ist ne Bombe dabei, leiten wir die auch gerne weiter.
Was würdet Ihr als den bisher größten Erfolg in Eurer noch recht jungen Karriere bezeichnen? Dominik: Ich denke, dass „Kamui – Ghosts“ auf Overdose Records der vorläufige Höhepunkt gewesen ist. Der Track war einfach noch mal schöner, frischer Hardtrance, der noch rechtzeitig released wurde, bevor Overdose vollends den Bach herunterging. Ein Jahr später wäre es damit schon schwieriger geworden, zumal es heute den „alten Sound“ kaum noch gibt. Wir haben in den letzten 2 Jahren weniger Musik gemacht und dafür mehr über Musik geredet, beobachtet und viele Styles gehört und studiert. Vieles blieb unveröffentlicht, weil ein Großteil davon Mist war. Uns selbst hat es aber sehr gut getan. Wir konnten Ideen tanken und viel experimentieren.
Patrick hat mir mal verraten, dass Ihr nur 1/6 eurer Platten in Deutschland absetzt. Der größte Teil würde im UK und Kanada abgesetzt. Warum vermutet Ihr ist das so? Patrick: Nun, genau genommen nicht nur im UK und Kanada, sondern allgemein im Ausland, vorwiegend in den englischsprachigen Ländern. Warum ist das so? Nunja, weil die im Gegensatz zu Deutschland eben auch auf den etwas härteren Sound stehen. (lacht)
Habt ihr bei Euren Gigs im Ausland oder auch hier zu Lande irgendeine kuriose Geschichte erlebt? Und seid ihr bei Gig nur als DJs unterwegs oder macht ihr auch Live Performance? Patrick: Um ganz ehrlich zu sein, viel aufgelegt haben wir bisher noch nicht. Wir wollten uns erstmal darum kümmern mit unserer Musik etwas bekannt werden. Jetzt geht es dann so langsam los mit dem Auflegen. Letzte Woche in England ist mir ein Klassiker passiert. Wollte eine neue CD in den Player legen und habe dummerweise nicht den freien Spieler genommen, sondern die CD ausgeworfen die gerade lief. Und genau zu dem Zeitpunkt waren die Leute auch noch richtig in Fahrt. Dann gab es erstmal laute „BUH“ Rufe, weil alle dachten jemand von den Veranstaltern hätte den Saft abgedreht. (lacht) Und das blödeste war, dass ich die CD wieder eingelegt habe und zu der Stelle geskippt bin, an der gestoppt wurde. Klingt echt toll, so eine skippende CD im Club. Bei einem Plattenspieler hätte man einfach wieder auf Start gedrückt und fertig… Naja, Shit happens. (lacht) Dominik: Live Performance kommt vorerst nicht in Frage. Erstmal muss das Deejaying gut laufen. Alles kann man leider auch nicht machen. Ich schreibe momentan mein Abitur und Patrick studiert Jura, da sind wir schon froh, wenn wir regelmäßig unsere Veröffentlichungen haben und ein bisschen Auflegen gehen…
Meint Ihr, dass in der deutschen Trance Szene, im Gegensatz zu anderen Ländern, etwas anders ist? Denn man hört immer wieder, dass in Deutschland gerade Trance keinen guten Ruf haben soll, woran könnte das Eurer Meinung nach liegen? Dominik: Ich denke, dass es offensichtlich ist, dass hier in Deutschland ein etwas anderer „Trance“ produziert und verkauft wird als im Ausland. Im Vergleich mit „echten“ Tranceproduktionen steht der, hier tonnenweise auf den Markt geworfene, Kirmestrance einfach schlecht da – zu Recht. Es gibt einfach extreme Unterschiede zwischen dem detailverliebten Trance und sinnlosen „Hau’ drauf“ - Kirmesproduktionen. Die Leute, die aus GER kommen und „Armin van Buuren tauglichen“ Trance produzieren, kann man an einer Hand abzählen. Auf der etwas härteren Trance Schiene sieht es ehrlich gesagt noch viel schlimmer aus… Das Hands Up Ding ist jetzt dann aber auch endlich durch. Die typischen Labels bekommen kaum noch etwas verkauft. Der Hands Up von vor 3 Jahren ist heute nicht mehr „Bumm Bumm“, sondern 70, 80, 90 Cover im cheesy Housegewand (lacht). Patrick: Ein großes Problem hier in Deutschland ist nicht nur die Musik selbst, sondern auch die Art und Weise wie die Leute darüber sprechen. Frag doch heute mal ne 17 jährige Deutsche was Trance ist. Entweder sie hat davon noch nie gehört oder ihr fällt außer „Scooter und Crazy Frog“ nichts weiter ein. Wenn du sie dann fragst wie Leute aussehen, die Trance hören, wird sie dir von den Zelthosen, eigenartigen Tanzstilen und von „Pillenfressern“ erzählen. Trance, Techtrance, Hardtrance, Progressive Trance - für den Normalo ist das alles „Techno“, belastet mit Klisches aus den 90ern. Ich habe den Eindruck, dass sich die Leute in Ländern wie Holland oder dem UK weniger Gedanken über die Bezeichnung des Musikstils und seine Anhänger machen, sondern die verschiedenen Stile nebeneinander existieren lassen, anstatt sie gegenseitig zu verdrängen und schlecht zu machen. Ich persönlich denke, dass die deutsche „Electro-Welle“ eher kurzlebig sein wird - es ist halt gerade trendy bei den Teenies. Wenn man aber mal genauer nachforscht wird man merken, dass es ihnen weniger um die Musik geht, sondern vielmehr darum, sich selbst im neusten Fummel den andern Leuten im Club zu präsentieren. Die beste Stimmung findet man immer noch bei den ausgelutschten House Coverversionen, die mindestens genau so grausam sind, wie die dämlichen Hands Up Cover. Früher oder später werden sich die Leute wieder nach guten Melodien und Atmosphäre sehnen und Trance wird wieder an Gewicht gewinnen. Die Frage ist nur wie lange das dauern wird.
Das ist eine gute Frage. Am Freitag dem 24.04.06 hat sich die Großraumdiskothek GIGA Parc in Dülmen mal an die Materie Trance gewagt. Im Gästebuch der Internetseite gab es von Stammpublikum eher negative Kritik zu der Veranstaltung. Aber auch sehr viel positive Beiträge von Trancebegeisterten Besucher der Party, die darum bitten so was doch öfter zu machen. Meint Ihr das ist ein Weg in die Richtung, die Trance wieder zu besserem Ansehen verschaffen kann? Patrick: Um ehrlich zu sein, ich stehe dem Ganzen etwas skeptisch gegenüber. Wir haben hier in Stuttgart das Proton, wo auch heute noch jeden Samstag Trance läuft - aber so richtig voll wie Freitags wenn Hip Hop läuft, wird es nicht. Nur wenn absolute Top10 DJs, die auf dem deutschen Markt bekannt sind, auflegen besteht die Möglichkeit, dass der Laden sich füllt. Es schockiert einfach, dass ein Club, der sich wirklich anstrengt und versucht Qualität zu bieten, am Ende so enttäuscht wird. Das Proton wurde komplett renoviert, feinste Sound - und Lichttechnik, ein Jahr lang wurden viele gute DJs gebucht etc. – es hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Hier ein Beispiel: Kürzlich haben Mark Norman und Cor Fijneman aufgelegt und es war kaum jemand da. Mit dem Technoclub in Frankfurt war es doch nicht anders. Top Leute, aber es interessiert einfach keinen. Denn wer außer den richtigen Insidern kennt hier schon Mark Norman? Es zieht immer nur der Name, nicht die Musik selbst. Da kann ein Resident das gleiche Set spielen wie Armin van Buuren, der Laden wird trotzdem nicht voll. Bei House und Electro funktioniert das schon wesentlich besser… Dominik: Trance hat einfach nicht dieses saubere Image wie in den Niederlanden. Die Majors können ihre ganze Promotionmaschinerie hier viel besser auf – etwas überzogen dargestellt - Houser mit D&G-Brillen, Fahrradhandschuhen, Irokesenfrisur und Bling-Bling-Gürteln ausrichten, als auf lustige Männlein, die sich Pillen einschmeißen, in Netztops, Plateauschuhen und Schlaghosen gekleidet, trillernd durch die Gegend hüpfen. Das war in den 90ern in, aber nicht mehr in diesem Jahrtausend. Ein weiteres Beispiel: 500m vom Proton entfernt steht das M1 – ein unglaublich angesagter Houseclub. Vor ein paar Monaten hat Thomas Schumacher dort aufgelegt und der Laden war randvoll, die Leute haben bis zum Umfallen gefeiert. Vor 2 Wochen war Thomas Schumacher dann im Proton und nichts war los. Was sagt uns das? Das Image und die ganzen hässlichen Klischees zählen in Deutschland so viel, dass es momentan fast unmöglich scheint, etwas zu bewegen. Der Markt hier ist so unglaublich beeinflussbar und oberflächlich, dass man am liebsten laut schreien würde. Patrick: Gut, Fahrradhandschuhe werden sicher auch wieder aus der Mode kommen und vielleicht sind die Leute dann auch wieder offen für neues. Vielleicht verstehen die Massen und die Medien dann, dass Trance nicht Computerknöpfchen drehen, Drogen und Kirmes bedeutet. Eine neue Generation von jungen Produzenten wächst heran und bringt möglicherweise den Wandel. Nur ist es sicher verfehlt mit aller Gewalt die „Trance-Opas“ aus den 90ern wieder in die Clubs zu zerren. Das sind Leute, die mittlerweile über 30 sind, Frau, Kind und Haus haben und lieber mal mit den Kiddies ins Musical gehen. Wenn sie mal für einen nostalgischen Abend zurück in die Clubs kommen, dann ist das ja schön. Aber Ziel sollte es sein die jungen Leute zwischen 16 und 20 für Trance zu begeistern, denn DIE füllen die Clubs und sind noch beeinflussbar. Jemand mit 25 wird sich wohl eher weniger umerziehen lassen... Dominik: Wir sind trotz allem optimistisch, auch wenn das gerade etwas härtere Kritik war. Denn es gibt auch gute Ansätze. Das Line-Up des diesjährigen DJ-Meetings hat uns im Vergleich zu dem der letzten Jahre sehr positiv überrascht. Eine schön ausgewogene Mischung aus Trance, House, Techno und Hardstyle. Wieso nicht überall so…
Da ihr ja auch einige Male im Ausland gebucht wurdet, welche Erfahrungen habt ihr mit dem jeweiligen Publikum gemacht? Gibt es große Unterschiede zum deutschen Club- oder Eventpublikum? Dominik: Wie gesagt, auf sonderlich viel Erfahrung können wir nicht zurückblicken, das kommt hoffentlich dieses Jahr noch alles. Aber eine Sache fällt dann doch ganz deutlich auf. In einem deutschen Trance Club, der Platz für 800-1000 Leute bietet, aber nur von 100 Leuten besucht wird, da ist die Stimmung in der Regel echt mies. Die Leute sitzen an der Bar, trinken was und gehen sogar einfach nach 1-2 Stunden. In England ist es beispielsweise so, dass dann diese 100 Leute vorne zusammen Party machen und trotzdem eine gute Zeit haben. Dieser Optimismus fehlt hier in DE etwas. Patrick: Bleibt nur noch die Frage offen, ob das dort auch so wäre, wenn von den 100 Leuten 85 nicht auf Drogen wären. (lacht)
Globalbeats.fm ist ein noch recht junges Internetradio. Die Macher des Radios wollen möglichst viele Richtungen der elektronischen Musik bedienen. Auch haben in den letzten Monaten einige internationale DJs Gastmixe in verschiedenen Sendungen gegeben. Wie seht Ihr die Chancen dieser Art von Radio? Dominik: Ich bin mir sicher, dass Internetradios die Zukunft sind, da sie eine viel größere Bandbreite bieten können als normale Radiosender. Das ist gut so – endlich kann man sich aussuchen, was man hören möchte. Es besteht aber auch die Gefahr, dass man in der Masse der ganzen Online-Radiostations untergeht, da diese momentan zu tausenden aus dem Boden sprießen. Wer sich mit Qualität behauptet hat aber längerfristig gute Chancen – es ist aber, wie bei der Musik, ein langer Weg. Ich glaube, dass man mit Features und den richtigen Partnerseiten gut auf sich aufmerksam machen kann. Patrick: Sehe ich genauso. Die Sendungen im „echten“ Radio sind in der Regel zu primitiven Talkshows mit 5 Minuten Werbeblocks verkommen, die Musik ist der totale Einheitsbrei. Wer braucht denn so was bitte? (grinst)
Wo kann man Euch in der nächsten Zeit erleben? Patrick: In Deutschland eher seltener, da wir hier nicht so viele Bookings bekommen. Bin gerade von einem Gig in England zurückgekommen, wo wir beide Ende Mai wieder spielen werden. Voraussichtlich ist Anfang Juni ein Date im Proton in Stuttgart und in Vancouver, Kanada. Im August werden wir wohl auf der Nature One spielen und im September geht es für zwei Wochen auf Tour durch Australien Aktuelle Infos gibt es natürlich auf www.kamui-music.com
Vielen Dank für das Interview, und weiterhin noch viel Erfolg. Patrick: Kein Thema, wir haben zu danken. Dominik: Ich brauch einen Kaffee, das war lang. (beide lachen)
Beschreibt mal den Hörern euren Sound, den Ihr beide produziert. Unterscheidet er sich stark von dem was ihr auflegt? Dominik: Es ist immer schwierig etwas genau in eine Schublade zu stecken, aber im Grunde genommen produzieren wir momentan Techtrance. Mal etwas mehr Hardtrance orientiert, mal eher Holland-Trance. Wir haben aber auch kein Problem die ein oder andere softere Trancenummer zu schrauben oder meinetwegen auch einen bösen Techno Track. Patrick: So sieht’s aus. Weil Musik unser Hobby und nicht unser Beruf ist, machen mir einfach wozu wir Lust haben und was uns gefällt – das ist eben die ganze Bandbreite von 130 BPM Progressive Trance bis zu 145 BPM Hardstyle. Aber vorwiegend ist es Techtrance, das stimmt schon. Wir müssen auch zugeben, dass wir - aus heutiger Sicht - vor drei Jahren einige Verbrechen zu verbuchen haben – wir waren mit 15 und 16 einfach auf einem anderen musikalischen Stand als heute. Vor 2 Jahren war es dann Hardtrance auf Overdose Records und heute ist es wohl irgendwas zwischen Trance, Techno und Hardtrance. Hm, ist nicht so einfach zu beschreiben… Dominik: In einem Jahr wird die Sache wahrscheinlich schon wieder anders aussehen, aber wir finden es auch gut, wenn sich etwas ändert, weiterentwickelt, denn dann scheint es ja zu leben und ist nicht festgefahren… Wir lernen immer noch jeden Tag etwas Neues dazu und sind uns sicher, dass unsere guten Tracks erst noch kommen werden (grinst) Patrick: Beim Auflegen kommt es darauf an wo und vor was für Leuten man spielt. Das Set heute auf globalbeats.fm ist etwas tranceiger, aber bei Gigs im Ausland spielen wir vorwiegend den etwas härteren und schnelleren Sound.
Wann habt Ihr eure Liebe zu elektronischer Musik und vor allem zu Trance gefunden? Gab es bestimme Personen oder auch Künstler die Euch begeistert haben? Dominik: Also bei mir ging es zur Grundschulzeit los. Damals waren noch relativ viele Dance-Acts auf den großen Compilations vertreten und mir gefiel diese Art von Musik einfach besser als die ganzen Boygroups und die Kelly Family. Anfangs stand ich auf Projekte wie Scooter, La Bouche, Music Instructor und Konsorten. Über die Technoclub-Sampler wurde ich dann später auf Flutlicht aufmerksam. Deren Playlist war ihrer Zeit um einiges voraus und führte mich weg von Dance zu richtigem Trance und Hardtrance. Über die Jahre haben mich vor allem die Tracks von Scot Project, Flutlicht, Kai Tracid und Co. geprägt, was man in unseren Produktionen bestimmt hören kann. Patrick: Bei mir verlief das ganz ähnlich. Mit 8 Jahren kannte man halt nichts anderes als den Dance der auf der Bravo Hits war oder der im Radio kam. Als ich 10 Jahre alt war hat mir dann ein älterer Kumpel ein Album von Charly Lownoise & Mental Theo gezeigt, also Happy Hardcore aus Holland. Der Mix aus stupidem Geballer, Melodie und cheesy Vocals hat mir damals einfach gefallen. Heute hat man es natürlich wesentlich leichter seine Lieblingsmusik zu finden. Im Club mag ich es einfach etwas härter und energievoller und daheim geht nichts über eine gute „A State Of Trance“ Folge von Armin van Buuren, oder Markus Schulz’ Global DJ Broadcast. Großen Respekt hab ich heute vor den Produktionskünsten von Sander van Doorn, Mac Zimms, Asys und nach wie vor Scot Project.
Patrick hat mir vor kurzem Euren Betrag zum Remixwettbewerb von Sander van Doorn zu kommen lassen, welcher mir persönlich sehr gut gefallen hat. Was rechnet ihr euch für Chancen aus, denn es wir ja recht viele Beiträge geben? Dominik: Ja, ich denke auch, dass es tonnenweise Remixe geben wird, da Sander van Doorn für mich und bestimmt auch für andere momentan zu den besten Produzenten überhaupt zählt und in der nächsten Zeit seinen festen Platz unter Top DJs einnehmen wird. Da das Ausgangsmaterial eher spärlich war musste ein fast komplett neuer Track her – das wird viele gute Produzenten vom Remixen abgehalten haben, da einfach eine Art Grundidee fehlt. Auch die damalige Single war sehr monoton und schwer als Grundlage zu verwenden. Wir haben uns bei der Vorproduktion deshalb auf die Bassline des Originalstückes gestützt und wild Drumherum geklimpert, bis wir etwas Passendes gefunden hatten. (grinst) Patrick: Wir gehen davon aus, dass es zwar sehr viele Mixes geben wird, aber am Schluss etwa 5-10 potenzielle Gewinner übrig bleiben werden. Wer letztlich gewinnen wird hängt von den Vorstellungen von Spinnin’ Recordings und SvD ab.
Ich habe gesehen das Ihr in diesem Jahr schon die erste Veröffentlichung (Benjamin R - Hybrid (Kamui Mix) / Cold Passion) hattet und das auch im April eine Remix für DJ Hellraiser - Acid Noir kommen wird. Mit was können wir im Laufe des Jahres von Euch noch rechnen? Dominik: Da wir beide momentan mit der Schule und dem Studium beschäftig sind, haben wir dieses Jahr relativ wenig Zeit für Musik gehabt. Ich denke aber, dass wir dieses Jahr noch ein oder zwei Kamui Singles produzieren werden und die anderen Sideprojects etwas bedienen. Der ein oder andere Remix wird sicher auch noch kommen. Genau festlegen kann man das aber nicht, denn Kreativität kann leider nicht erzwungen werden.
Und wo wir gerade beim Thema Produzieren sind. Wie arbeitet Ihr zusammen im Studio, beschreibt mal wie das bei Euch so abläuft. Kommen die Ideen spontan oder arbeitet ihr nach einem bestimmten Muster? Patrick: Wie schon gesagt man kann Kreativität nicht erzwingen - wir produzieren, wozu und wann immer wir Lust haben. Wenn wir uns im Studio treffen und etwas komplett Neues anfangen, dann wird das meistens nichts. In der Regel steht schon bevor wir uns treffen die Grundidee, ein cooler Beat, eine Melodie oder sogar beides. (grinst) Dann geht es auch relativ schnell und wir versuchen den Track grob durchzuarrangieren - Aufbau, Break und Mainpart. Dann nehme ich den Track zu mir nach hause und erledige die Detailarbeit und die Abmische. Dominik: Wir ergänzen uns perfekt, jeder hat sein eigenes Aufgabengebiet. Während Patrick noch den „alten“ Track fertig macht, bin ich schon wieder mit der Vorarbeit zu einem neuen Track beschäftigt. Ich programmiere Sounds für die Synthesizer, die Loops und meistens auch die Melodien. So hat jeder ständig etwas zu tun, um es dann zu einem größeren Ganzen zusammenzufügen. Der Vorteil wenn man zu zweit produziert ist vor allem aber auch die gegenseitige Kontrolle. Schraubt einer den totalen Müll zusammen, dann gibt’s vom andern erstmal was auf die Nuss. (lacht)
Nutz ihr Hardware oder Software? Dominik: Wir verwenden bisher noch größtenteils Hardware, da wir der Meinung sind, dass der Klang und das Feeling teilweise noch besser sind, als die Ergebnisse, die wir mit Software erzielen würden. Vielleicht haben wir auch einfach nur soviel Geld ausgegeben, dass wir nicht vom Gegenteil überzeugt werden wollen - in den Meisten Fällen hören wir aber einen Unterschied. Patrick: Man muss aber sagen, dass es mittlerweile keine Rolle mehr spielt, ob man mit Software oder mit Hardware produziert. Die Hörer haben sich einfach an diesen typischen Sound gewöhnt, der die Musik in letzter Zeit sehr geprägt hat. Es kommt hin und wieder vor, dass man einen Track hört, bei dem man sich gewünscht hätte, dass er doch etwas „teurer“ produziert worden wäre. Am Ende ist es aber die Gesamtqualität des Tracks, die überzeugen muss. Ein 250.000€ Studio produziert alleine keine Hits. Ob ein Track funktioniert oder nicht, das hängt immer noch von den Fähigkeiten des Mannes hinter den Reglern ab. Und gerade dadurch, dass heute jeder ohne hohen Kostenaufwand amtlichen Sound produzieren kann, ist Kreativität gefragter den ja. Nur durch gute Ideen kann man heute noch wirklich auffallen und was reißen.
Im Moment gibt es viele junge DJs und Produzenten die mit ihren Produktionen auf sich aufmerksam machen. Ihr zählt ja auch zu dieser „Jungen Garde“. Gebt doch denjenigen mal einen Tipp, der eurer Meinung nach hilfreich ist, die noch nicht so weit sind wie Ihr. Dominik: Wir können eigentlich nur die Tipps geben, die alle anderen Produzenten geben: Wenn man gute Lieder produziert wird man auch einen Deal bekommen – das war schon immer so und wird auch immer so sein. Leider zählen aber oft auch Beziehungen zu den „Big Names“… Wir haben beide auf Online-Plattformen angefangen und einen gewissen Weg hinter uns, was bedeutet, dass wir wissen, wie niederschlagend es sein kann, wenn man eine Absage bekommt. Motivation und Durchhaltevermögen, sowie Kontinuität und das Entwickeln eines eigenen Stils sind deshalb sehr wichtig. Was uns auch schon aufgefallen ist, ist, dass viele junge Produzenten nicht mit konstruktiver Kritik umgehen können. Patrick: Stimmt. Es kommt öfters vor, dass man seine ehrliche Meinung zu einem wirklich schlechten Track abgibt und als Dankeschön beschimpft oder hintenrum bei anderen Leuten als arrogant oder „Mr. Superstar“ bezeichnet wird. Oft fehlt den Leuten das eigene kritische Ohr. Viele finden sich schon auf Anfängerstatus so mega geil, dass sie eigentlich nichts mehr an sich ändern wollen. Wir sind der Meinung, dass ohne Selbstkritik auch der Selbstantrieb und die Motivation sich weiter zu verbessern und zu entwickeln, fehlen. Dominik: Wir hören uns trotz allem gerne jeden Track an, der uns zugeschickt wird. Ist ne Bombe dabei, leiten wir die auch gerne weiter.
Was würdet Ihr als den bisher größten Erfolg in Eurer noch recht jungen Karriere bezeichnen? Dominik: Ich denke, dass „Kamui – Ghosts“ auf Overdose Records der vorläufige Höhepunkt gewesen ist. Der Track war einfach noch mal schöner, frischer Hardtrance, der noch rechtzeitig released wurde, bevor Overdose vollends den Bach herunterging. Ein Jahr später wäre es damit schon schwieriger geworden, zumal es heute den „alten Sound“ kaum noch gibt. Wir haben in den letzten 2 Jahren weniger Musik gemacht und dafür mehr über Musik geredet, beobachtet und viele Styles gehört und studiert. Vieles blieb unveröffentlicht, weil ein Großteil davon Mist war. Uns selbst hat es aber sehr gut getan. Wir konnten Ideen tanken und viel experimentieren.
Patrick hat mir mal verraten, dass Ihr nur 1/6 eurer Platten in Deutschland absetzt. Der größte Teil würde im UK und Kanada abgesetzt. Warum vermutet Ihr ist das so? Patrick: Nun, genau genommen nicht nur im UK und Kanada, sondern allgemein im Ausland, vorwiegend in den englischsprachigen Ländern. Warum ist das so? Nunja, weil die im Gegensatz zu Deutschland eben auch auf den etwas härteren Sound stehen. (lacht)
Habt ihr bei Euren Gigs im Ausland oder auch hier zu Lande irgendeine kuriose Geschichte erlebt? Und seid ihr bei Gig nur als DJs unterwegs oder macht ihr auch Live Performance? Patrick: Um ganz ehrlich zu sein, viel aufgelegt haben wir bisher noch nicht. Wir wollten uns erstmal darum kümmern mit unserer Musik etwas bekannt werden. Jetzt geht es dann so langsam los mit dem Auflegen. Letzte Woche in England ist mir ein Klassiker passiert. Wollte eine neue CD in den Player legen und habe dummerweise nicht den freien Spieler genommen, sondern die CD ausgeworfen die gerade lief. Und genau zu dem Zeitpunkt waren die Leute auch noch richtig in Fahrt. Dann gab es erstmal laute „BUH“ Rufe, weil alle dachten jemand von den Veranstaltern hätte den Saft abgedreht. (lacht) Und das blödeste war, dass ich die CD wieder eingelegt habe und zu der Stelle geskippt bin, an der gestoppt wurde. Klingt echt toll, so eine skippende CD im Club. Bei einem Plattenspieler hätte man einfach wieder auf Start gedrückt und fertig… Naja, Shit happens. (lacht) Dominik: Live Performance kommt vorerst nicht in Frage. Erstmal muss das Deejaying gut laufen. Alles kann man leider auch nicht machen. Ich schreibe momentan mein Abitur und Patrick studiert Jura, da sind wir schon froh, wenn wir regelmäßig unsere Veröffentlichungen haben und ein bisschen Auflegen gehen…
Meint Ihr, dass in der deutschen Trance Szene, im Gegensatz zu anderen Ländern, etwas anders ist? Denn man hört immer wieder, dass in Deutschland gerade Trance keinen guten Ruf haben soll, woran könnte das Eurer Meinung nach liegen? Dominik: Ich denke, dass es offensichtlich ist, dass hier in Deutschland ein etwas anderer „Trance“ produziert und verkauft wird als im Ausland. Im Vergleich mit „echten“ Tranceproduktionen steht der, hier tonnenweise auf den Markt geworfene, Kirmestrance einfach schlecht da – zu Recht. Es gibt einfach extreme Unterschiede zwischen dem detailverliebten Trance und sinnlosen „Hau’ drauf“ - Kirmesproduktionen. Die Leute, die aus GER kommen und „Armin van Buuren tauglichen“ Trance produzieren, kann man an einer Hand abzählen. Auf der etwas härteren Trance Schiene sieht es ehrlich gesagt noch viel schlimmer aus… Das Hands Up Ding ist jetzt dann aber auch endlich durch. Die typischen Labels bekommen kaum noch etwas verkauft. Der Hands Up von vor 3 Jahren ist heute nicht mehr „Bumm Bumm“, sondern 70, 80, 90 Cover im cheesy Housegewand (lacht). Patrick: Ein großes Problem hier in Deutschland ist nicht nur die Musik selbst, sondern auch die Art und Weise wie die Leute darüber sprechen. Frag doch heute mal ne 17 jährige Deutsche was Trance ist. Entweder sie hat davon noch nie gehört oder ihr fällt außer „Scooter und Crazy Frog“ nichts weiter ein. Wenn du sie dann fragst wie Leute aussehen, die Trance hören, wird sie dir von den Zelthosen, eigenartigen Tanzstilen und von „Pillenfressern“ erzählen. Trance, Techtrance, Hardtrance, Progressive Trance - für den Normalo ist das alles „Techno“, belastet mit Klisches aus den 90ern. Ich habe den Eindruck, dass sich die Leute in Ländern wie Holland oder dem UK weniger Gedanken über die Bezeichnung des Musikstils und seine Anhänger machen, sondern die verschiedenen Stile nebeneinander existieren lassen, anstatt sie gegenseitig zu verdrängen und schlecht zu machen. Ich persönlich denke, dass die deutsche „Electro-Welle“ eher kurzlebig sein wird - es ist halt gerade trendy bei den Teenies. Wenn man aber mal genauer nachforscht wird man merken, dass es ihnen weniger um die Musik geht, sondern vielmehr darum, sich selbst im neusten Fummel den andern Leuten im Club zu präsentieren. Die beste Stimmung findet man immer noch bei den ausgelutschten House Coverversionen, die mindestens genau so grausam sind, wie die dämlichen Hands Up Cover. Früher oder später werden sich die Leute wieder nach guten Melodien und Atmosphäre sehnen und Trance wird wieder an Gewicht gewinnen. Die Frage ist nur wie lange das dauern wird.
Das ist eine gute Frage. Am Freitag dem 24.04.06 hat sich die Großraumdiskothek GIGA Parc in Dülmen mal an die Materie Trance gewagt. Im Gästebuch der Internetseite gab es von Stammpublikum eher negative Kritik zu der Veranstaltung. Aber auch sehr viel positive Beiträge von Trancebegeisterten Besucher der Party, die darum bitten so was doch öfter zu machen. Meint Ihr das ist ein Weg in die Richtung, die Trance wieder zu besserem Ansehen verschaffen kann? Patrick: Um ehrlich zu sein, ich stehe dem Ganzen etwas skeptisch gegenüber. Wir haben hier in Stuttgart das Proton, wo auch heute noch jeden Samstag Trance läuft - aber so richtig voll wie Freitags wenn Hip Hop läuft, wird es nicht. Nur wenn absolute Top10 DJs, die auf dem deutschen Markt bekannt sind, auflegen besteht die Möglichkeit, dass der Laden sich füllt. Es schockiert einfach, dass ein Club, der sich wirklich anstrengt und versucht Qualität zu bieten, am Ende so enttäuscht wird. Das Proton wurde komplett renoviert, feinste Sound - und Lichttechnik, ein Jahr lang wurden viele gute DJs gebucht etc. – es hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Hier ein Beispiel: Kürzlich haben Mark Norman und Cor Fijneman aufgelegt und es war kaum jemand da. Mit dem Technoclub in Frankfurt war es doch nicht anders. Top Leute, aber es interessiert einfach keinen. Denn wer außer den richtigen Insidern kennt hier schon Mark Norman? Es zieht immer nur der Name, nicht die Musik selbst. Da kann ein Resident das gleiche Set spielen wie Armin van Buuren, der Laden wird trotzdem nicht voll. Bei House und Electro funktioniert das schon wesentlich besser… Dominik: Trance hat einfach nicht dieses saubere Image wie in den Niederlanden. Die Majors können ihre ganze Promotionmaschinerie hier viel besser auf – etwas überzogen dargestellt - Houser mit D&G-Brillen, Fahrradhandschuhen, Irokesenfrisur und Bling-Bling-Gürteln ausrichten, als auf lustige Männlein, die sich Pillen einschmeißen, in Netztops, Plateauschuhen und Schlaghosen gekleidet, trillernd durch die Gegend hüpfen. Das war in den 90ern in, aber nicht mehr in diesem Jahrtausend. Ein weiteres Beispiel: 500m vom Proton entfernt steht das M1 – ein unglaublich angesagter Houseclub. Vor ein paar Monaten hat Thomas Schumacher dort aufgelegt und der Laden war randvoll, die Leute haben bis zum Umfallen gefeiert. Vor 2 Wochen war Thomas Schumacher dann im Proton und nichts war los. Was sagt uns das? Das Image und die ganzen hässlichen Klischees zählen in Deutschland so viel, dass es momentan fast unmöglich scheint, etwas zu bewegen. Der Markt hier ist so unglaublich beeinflussbar und oberflächlich, dass man am liebsten laut schreien würde. Patrick: Gut, Fahrradhandschuhe werden sicher auch wieder aus der Mode kommen und vielleicht sind die Leute dann auch wieder offen für neues. Vielleicht verstehen die Massen und die Medien dann, dass Trance nicht Computerknöpfchen drehen, Drogen und Kirmes bedeutet. Eine neue Generation von jungen Produzenten wächst heran und bringt möglicherweise den Wandel. Nur ist es sicher verfehlt mit aller Gewalt die „Trance-Opas“ aus den 90ern wieder in die Clubs zu zerren. Das sind Leute, die mittlerweile über 30 sind, Frau, Kind und Haus haben und lieber mal mit den Kiddies ins Musical gehen. Wenn sie mal für einen nostalgischen Abend zurück in die Clubs kommen, dann ist das ja schön. Aber Ziel sollte es sein die jungen Leute zwischen 16 und 20 für Trance zu begeistern, denn DIE füllen die Clubs und sind noch beeinflussbar. Jemand mit 25 wird sich wohl eher weniger umerziehen lassen... Dominik: Wir sind trotz allem optimistisch, auch wenn das gerade etwas härtere Kritik war. Denn es gibt auch gute Ansätze. Das Line-Up des diesjährigen DJ-Meetings hat uns im Vergleich zu dem der letzten Jahre sehr positiv überrascht. Eine schön ausgewogene Mischung aus Trance, House, Techno und Hardstyle. Wieso nicht überall so…
Da ihr ja auch einige Male im Ausland gebucht wurdet, welche Erfahrungen habt ihr mit dem jeweiligen Publikum gemacht? Gibt es große Unterschiede zum deutschen Club- oder Eventpublikum? Dominik: Wie gesagt, auf sonderlich viel Erfahrung können wir nicht zurückblicken, das kommt hoffentlich dieses Jahr noch alles. Aber eine Sache fällt dann doch ganz deutlich auf. In einem deutschen Trance Club, der Platz für 800-1000 Leute bietet, aber nur von 100 Leuten besucht wird, da ist die Stimmung in der Regel echt mies. Die Leute sitzen an der Bar, trinken was und gehen sogar einfach nach 1-2 Stunden. In England ist es beispielsweise so, dass dann diese 100 Leute vorne zusammen Party machen und trotzdem eine gute Zeit haben. Dieser Optimismus fehlt hier in DE etwas. Patrick: Bleibt nur noch die Frage offen, ob das dort auch so wäre, wenn von den 100 Leuten 85 nicht auf Drogen wären. (lacht)
Globalbeats.fm ist ein noch recht junges Internetradio. Die Macher des Radios wollen möglichst viele Richtungen der elektronischen Musik bedienen. Auch haben in den letzten Monaten einige internationale DJs Gastmixe in verschiedenen Sendungen gegeben. Wie seht Ihr die Chancen dieser Art von Radio? Dominik: Ich bin mir sicher, dass Internetradios die Zukunft sind, da sie eine viel größere Bandbreite bieten können als normale Radiosender. Das ist gut so – endlich kann man sich aussuchen, was man hören möchte. Es besteht aber auch die Gefahr, dass man in der Masse der ganzen Online-Radiostations untergeht, da diese momentan zu tausenden aus dem Boden sprießen. Wer sich mit Qualität behauptet hat aber längerfristig gute Chancen – es ist aber, wie bei der Musik, ein langer Weg. Ich glaube, dass man mit Features und den richtigen Partnerseiten gut auf sich aufmerksam machen kann. Patrick: Sehe ich genauso. Die Sendungen im „echten“ Radio sind in der Regel zu primitiven Talkshows mit 5 Minuten Werbeblocks verkommen, die Musik ist der totale Einheitsbrei. Wer braucht denn so was bitte? (grinst)
Wo kann man Euch in der nächsten Zeit erleben? Patrick: In Deutschland eher seltener, da wir hier nicht so viele Bookings bekommen. Bin gerade von einem Gig in England zurückgekommen, wo wir beide Ende Mai wieder spielen werden. Voraussichtlich ist Anfang Juni ein Date im Proton in Stuttgart und in Vancouver, Kanada. Im August werden wir wohl auf der Nature One spielen und im September geht es für zwei Wochen auf Tour durch Australien Aktuelle Infos gibt es natürlich auf www.kamui-music.com
Vielen Dank für das Interview, und weiterhin noch viel Erfolg. Patrick: Kein Thema, wir haben zu danken. Dominik: Ich brauch einen Kaffee, das war lang. (beide lachen)